Ethik beim Diplomacy - gutes und schlechtes Verhalten

Allgemeine Diskussionen rund um Dipolomacy
Post Reply
inmado
Posts: 80
Joined: 02 Aug 2017, 18:42

Ethik beim Diplomacy - gutes und schlechtes Verhalten

Post by inmado »

Bei Diplomacy ist alles erlaubt, mag man meinen. Schließlich sind doch auch Lügen und Verrat Bestandteil des Spiels. Was also soll das Thema Ethik oder Moral im Zusammenhang mit Diplomacy?!?

Tatsächlich bin ich persönlich der Meinung, dass Dippy ein sehr lehrreiches Spiel ist, auch in Bezug auf die Moral. Denn es zeigt sich m.E., dass man, um erfolgreich Dippy zu spielen, möglichst wenig lügen und betrügen sollte. Aber gut. Das soll hier nicht das Thema sein.

Ist beim Dippy alles erlaubt? Also jedes Verhalten akzeptabel? Sicher nicht! Vermutlich werden es die meisten verwerflich finden, wenn etwa jemand den Server hackt und die Züge seiner Mitspieler bzw. Gegner manipuliert. Gleiches gilt sicher auch für den Fall, dass jemand unter Verwendung mehrerer Accounts in einer Partie mehrere Nationen spielt. In beiden Fällen mag mach einer von "Betrug" sprechen wollen. Das Kernelement in beiden Fällen ist aber, das hier etwas "außerhalb" des Spieles benutzt wird, um "innerhalb" des Spiels, also im Spiel Einfluß auszuüben. So etwas nennt man im allgemeinen Meta-Gaming. Meta-Gaming ist verwerflich und zu verurteilen.

Eine besondere Form des Meta-Gamings ist das Cross-Gaming, das kurz mit "Hilfst Du mir in der einen Partie, helfe ich Dir in der anderen" beschrieben werden kann, wobei zwei Spieler parallel in zwei Spielen mitspielen. Hierbei ist es letztlich gar nicht notwenidig, dass beide Partien parallel laufen. Beide Spieler könnten auch nacheinander in zwei (oder mehr) Spielen mitspielen und vereinbaren, dass jeweils abwechselnd einer verzichtet und den dafür den anderen unterstützt.

Meta- bzw. Crossgaming gibt es aber auch in weniger krasser, aber nicht minder verwerflicher Form: "Eigentlich wäre eine Allianz mit Dir gegen X aus strategischer Hinsicht besser gewesen. Aber ich habe mit X schon einige Spiele gespielt und immer gegen ihn, da wollte ich es dieses Mal anders machen". Das ist mir hier so passiert. Und ich frage mich daher ernsthaft, ob ich hier noch weitere Spiele spielen will...

Aus meiner Sicht sollte man beim Dippy jede Partie für sich spielen. Jede Form von Meta- bzw. Crossgaming macht das Spiel kaputt!
Gewinnen ist nicht alles. Es ist das EINZIGE!
Nadag
Posts: 11
Joined: 14 Jul 2017, 16:58

Re: Ethik beim Diplomacy - gutes und schlechtes Verhalten

Post by Nadag »

Ich sehe das Problem - nur sind wir Menschen und keine Maschinen. Sobald ich eine gewisse Anzahl von Partien mit mir bereits bekannten Spielern durch habe, entwickeln sich Beziehungen. Wenn auch fiktive - doch es sind Beziehungen. Sie funktionieren wie Algorithmen, die meist unbewusst programmiert werden. Dippy verstärkt dieses Phänomen vor allem dann, wenn wir Chats erlauben. Mehr noch als wenn wir anonym spielen. Anonymität und ohne Chat sind Funktionen, die das eigentliche Wesen wie es für Diplomacy kreiert worden ist, entstellen. Ich persönlich fand es inmmer am Härtesten mit Freunden oder Familie zu spielen, wo du dir trotz viel Alkohol und dem ganzen Drumherum auch hinterher noch begegnest und in die Augen schauen musst. Diplo konnte schon ganz dunkle Seiten offenbaren.
Hier auf der Plattform ist das harmloser - weil ich keinen Menschen real kenne. Aber ich glaube in meinen Mitspielern "Sympathien/ Antipathien", blosse Schachiguren oder eine Squash-Wand zu sehen, die man einfach bespielen lernt.
Ich denke, dass Meta-, Crossgameing eine Art vorprogrammierter Bug. Die Kunst ist ihn zu beherrschen und ihn nicht zu verfallen.
Du kannst alle Züge kennen, die Wahrscheinlichkeiten und die gänigsten Strategien; eine gute Schreibe ist hilfreich - aber die Gefahr der Versuchung zu verfallen bleibt immer bestehen!

Ich persönlich fände es gut, wenn man immer mal gewisse "Grauzonen" als gesonderte Spiele aufmacht und mit Passwort schützt; ggf. moderiert und dazu einlädt.
- wir haben mal ein Whatsapp-Spiel gemacht
- "Best-Of-7" sehe ich auch als so eine Sonderform
- cool wäre auch mal ein non-chat; nicht-anonym aber mit Konversation über PN
...

Es sollte grobe Zäune geben, die unsere Spielwiese begrenzen; Mauern und Minenfelder oder Selbstschussanlagen oder Grenzer mit Schießbefehl haben selten die Effekte erzielt wozu sie geschaffen worden sind.
Gebt der Herde einen Schäfer und zwei Hunde und sie werden die meiste Zeit zufrieden ihr Gras futtern. Abgänger wird es dennoch immer mal geben,
Gewinnen ist nicht alles. Verlieren muss man auch können.
Tränenreich
Posts: 90
Joined: 04 Aug 2017, 13:48

Re: Ethik beim Diplomacy - gutes und schlechtes Verhalten

Post by Tränenreich »

Da ich nur für mich sprechen kann :
Ich treffe immer wieder auf dieselben Spieler. Manche mag ich mehr, andere weniger. Warum ? Deren Schreibstil spricht mich an, deren Spielweise, deren Humor...
Das hält mich jedoch nicht davon ab, die " netteren" anzugreifen, zu verraten o.ä. Es kommt vor, dass ich Spieler A in einem Spiel angreife, in einem parallel laufenden verbündet bin usw.
Aber - meiner Erfahrung nach - halten das nur wenige so. Beispiel ? Bo7 - Blutwurst...
Dort habe ich einen Spieler - zugegeben sehr garstig - verraten. Ergebnis : er überfällt mich in einer parallelen Partie. Und gibt in den folgenden Tage alle seine Partien auf. DAS nenne ich Cross-Gaming.
inmado
Posts: 80
Joined: 02 Aug 2017, 18:42

Re: Ethik beim Diplomacy - gutes und schlechtes Verhalten

Post by inmado »

Meta- bzw. Cross-Gaming lassen sich wohl kaum objektiv feststellen. Man kann daher auch kaum Regeln dagegen aufstellen und diese mit irgendwelchen Maßnahmen durchzusetzen versuchen. Außer vielleicht, entsprechende Absprachen lassen sich dokumentieren. Aber letztlich geht das alles wohl über das Maß an Aufwand hinaus, das wir hier aufzubringen bereit wären. So muß letztlich jeder für sich allein versuchen, seine Entscheidungen in einem Spiel nicht von Dingen beeinflussen zu lassen, die außerhalb dieses Spiel liegen.

Eigentlich gilt das im Kern für alle Konkurrenz-Spiele. Also für die allermeisten Spiele. Für mich liegt der Reiz im Spielen darin, innerhalb der durch die Spielregeln definierten Welt mit und gegen die Mittspieler um den Sieg zu wetteifern.

Kann man aus anderem Grund spielen? Ja, man kann. Spiel als Mittel der sozialen Interaktion. Hierbei tritt das Gewinnen in den Hintergrund, wichtiger ist das "gemeinsam Spaß haben". Damit kann ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen. Außer vielleicht bei simplen Spielen, wie z.B. UNO. Das macht man mit kleinen Kindern. Die läßt man mal gewinnen, weil sie es schlecht ertragen können, wenn "immer nur der andere" gewinnt. Beim "Mensch Ärgere Dich nicht" wird dann eben nicht die Figur von Tochter oder Sohn herausgekickt, sondern man "übersieht" diese Möglichkeit, um Tränen zu vermeiden.

Es wäre aber schon seltsam, wenn zwei Erwachsene Schach spielten, wobei der bessere Spieler absichtlich sub-optimal spielt, nur um die Zahl der Siege in etwa in der Waage zu halten, oder? Erwachsene sollte auch Niederlagen ertragen können. Ist ja nur ein Spiel!
Der Reiz eines (Konkurrenz-) Spiels besteht eindeutig darin, den Wettbewerb auszutragen. Sich zu messen. Und zu sehen, was geht. Aber jemand, der mitspielt, nur um "Spaß" zu haben, dem das Gewinnen aber nicht so wichtig ist, konterkarriert den ganzen Sinn des Spiels. Wer Spaß am Laufen hat, mag mit anderen Joggen gehen. Aber welchen Sinn hätte es in einem Wettkampf die 100m zu Laufen, wenn man nicht als erster durchs Ziel will?

Man kann Dippy mit Freunden spielen. Aber es sollte vorher allen klar sein, dass es nur ein Spiel ist. Dass Lügen und Betrügen Bestandteil des Spiels ist. Wer es nicht verkraften kann, von seinem guten Freund im Spiel hereingelegt zu werden, oder auch wer seinen guten Freund nicht hereinlegen will, der sollte nicht Dippy spielen.

Cross-Gaming ist wirklich mies. In jeder Form. Ich kann in meinem Fall den Beteiligten zugute halten, dass sie mir nachträglich freimütig eingeräumt haben, dass vor allen ihre persönliche Historie für ihre Entscheidung verantworlich war. Wesentlich besser wäre es aber, wenn man sich nicht von solchen Dingen leiten ließe, sondern von der Situation im Spiel. Einfach den Kopf einschalten...
Gewinnen ist nicht alles. Es ist das EINZIGE!
Nadag
Posts: 11
Joined: 14 Jul 2017, 16:58

Re: Ethik beim Diplomacy - gutes und schlechtes Verhalten

Post by Nadag »

Nicht der Stärkste oder der Intelligenteste gewinnt, sondern der Anpassungsfähigste.
Spiele ich Dip in FtF - dann ist das Solo, die einzige Handlungsmotivation. Hier auf der Plattform begegnet man aber eher dem "Draw-Typen" und da muss du eine Strategienanpassung her. ;)

Daher würde ich die durchaus ketzerische These aufstellen, dass die wirklich Erfolgreichen allein durch Cross-Gaming dastehen wo sie sind. Sie lernen aus den Spielen und entwickeln ihre Strategien weiter. Ob es die Entscheidung ist nur noch gewisse Spielmodi zu benutzen; sich auf eine handvoll Buddies einzulassen; sich die Schreibstile der Mitspieler einzuprägen oder die statistisch richtigen Züge in einer schier übernatürlichen Routine immer wieder abzuspulen. Was auch immer - du kannst es letztlich nur, indem du dein Spiel analysierst - aus Schlüsselsequenzen Schlüsse ziehst und sie dann wiederholst oder adaptierst. Das ist auch Cross-Gaming. Meine Meinung.

Meine Erfahrung ist, dass Dip sozial und mit Spaß zu spielen einen erheblichen Mehrwert fürs Eigene und für die Spielergemeinschaft hat.

... übrigens ein schönes Argument für die nächste Anzeige beim MoD-Team: "Der Träne hat im Forum geschrieben, er killt immer die Netten zuerst; jetzt war ich mal nett und bin schon tot. Könnt ihr mal bitte..." :)))
Gewinnen ist nicht alles. Verlieren muss man auch können.
Al Wulf
Posts: 119
Joined: 17 May 2017, 20:09

Re: Ethik beim Diplomacy - gutes und schlechtes Verhalten

Post by Al Wulf »

Träne wollten wir sowieso schon mal sperren. ;-)


Nein, Spaß bei Seite.
Es ist immer schwierig einen Fall von Metagaming nachzuweisen. Ist die IP ähnlich oder solche Sachen, dann ist es ja leicht, aber manchmal ist jemand einfach nur enttäuscht.
Ich merke es selbst bei den BO7: Ich kenne die Spieler mittlerweile halbwegs und spiele dementsprechend - alle Insider wissen, dass mir das jetzt zum Verhängnis wird. :-)
Aber wie Nadag, denke Ich, gesagt hat: BO7 ist Familie.

In anderen Spielen bin ich immer auf 0 und es ist jedes Mal was anderes. Gerade weil man neue Spieler hat.
Die Plattform ist nun mal zu klein, als dass man sich nicht mehrmals über den Weg läuft. Also ladet eure Freunde ein und macht kräftig Werbung. ;-)
Post Reply