Erste Schritte bei Diplomacy

Du bist neu bei Diplomacy? Dann kannst du hier alles über das Spiel erfahren, damit dun in die spannende Welt dieses Spieles eintauchen kannst.
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Asark
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Erste Schritte bei Diplomacy

Post by Asark »

Nachfolgend wollen wir dir Diplomacy etwas näher bringen. Wir hoffen sehr, dass du dich auf den Weg machst und dich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lässt. Der Aufwand lohnt sich!
Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel
soll angeblich gar nicht von Lukas Podolsky stammen, aber umgemünzt auf diese Plattform müsste der Satz lauten:
Diplomacy ist wie Risiko, nur ohne Würfel

Ich hoffe, dass dieser Vergleich nicht gleich zu viele Kenner des Spiels aufschreien lässt :D

Es gibt natürlich gravierende Unterschiede zwischen Risiko und Diplomacy, aber die Grundtendenz bleibt gleich: vernichte mit deinen Einheiten alle fremden Figuren und du hast gewonnen. Klingt einfach? Weit gefehlt, leider ...

Wenn du nach den ersten Zeilen immer noch Interesse an dem Spiel hast, dann ist die erste Hürde genommen. Ab sofort heißt es nun, sich ein dickes Fell anzulegen und sich ins Getümmel zu werfen. Du wirst sehr viele Rückschläge erleiden, du wirst ab und an deine Tastatur durchbeißen wollen und deinen Rechner in die Ecke pfeffern - aber natürlich immer nur, weil die Mitspieler so doof sind ;) - aber mit der Zeit wirst du Erfolge feiern und wenn du deinen ersten Draw-Vertrag unterzeichnest, wirst du dich gut fühlen. Und wenn dir sogar ein Solo-Sieg gelingen sollte, hast du allen gezeigt, dass du nicht nur in deiner Vorstellung der größte bist!

Und hast du immer noch Lust mitzumachen?
Asark
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Re: Erste Schritte bei Diplomacy

Post by Asark »

Richard Shaps Buch von 1978 hat Skyrock hier im Forum schon angepriesen. Die Übersetzung der Einführung, gibt dir auf jeden Fall einen ersten Geschmack was dich erwartet:
In einer sich wandelnden Welt gibt es Dinge, die sich niemals ändern. Es mag in Mode sein, die einfachen Tugenden abzutun, aber wir suchen diese immer noch in unseren Freunden. Dinge wie Loyalität, Ehre, Ehrlichkeit, Dankbarkeit, Ritterlichkeit, Großmut sind immer noch Kennzeichen eines guten Freundes, guten Ehemanns, guten Vaters oder des netten Jungen, den unsere Töchter einmal heiraten sollen.
In der unmoralischen Welt des Diplomacy hingegen sind dies die Kennzeichen eines geborenen Verlierers. Wenn ein gefallener Feind die Hand um Hilfe ausstreckt, so schlägt der weise Mann sie ab. Wenn ein Freund einen guten Zug macht, während Du am Boden bist, warte bis er unten ist und vernichte ihn. Wenn ein Verbündeter um Hilfe für seinen nächsten Zug fragt, sage sie ihm frei und großzügig zu, tue dann das genaue Gegenteil vom vereinbarten und laß ihn den Gegenangriff spüren. Versuche Dich selbst mit Leuten zu umgeben, die Dir vertrauen und laß sie dann hängen; finde einen Verbündeten, der froh ist, für Dich zu sterben und laß ihn genau das tun.
Kurz gesagt, Diplomacy ist kein nettes Spiel; um zu gewinnen ist es notwendig sich zu benehmen wie ein ausgemachtes Schwein. Einige Leute sehen in der Philosophie des Spiels einen Beitrag zum moralischen Verfall oder verweigern sich dem Spiel komplett: obwohl es mittlerweile unmodern und zweifellos bald illegal ist, Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu sehen, ist diese Meinung besonders häufig bei Frauen anzutreffen - ein Zyniker könnte sagen, daß Diplomacy die natürlichen Vorteile gegenüber Männern abzutragen droht, die ihnen ihre angeborene Doppelzüngigkeit im richtigen Leben verschafft. Dieser moralische Standpunkt ist jedoch in jedem Falle unhaltbar. Wir alle tragen gewisse antisoziale Tendenzen in uns und es mag besser sein, diese in einem harmlosen Spiel freizusetzen, anstatt dort, wo wirklich Schaden angerichtet werden kann.
Kein nettes Spiel, wie ich schon sagte, aber ein unglaublich unterhaltsames. Von all den unzähligen Brettspielen, die im Kielwasser von Monopoly entstanden sind, hat keines einen derart hingebungsvollen Kult verursacht wie Diplomacy: ein Spiel der reinen Fähigkeit für sieben Zuchtratten, die die Zeit in ihren Händen halten.
Übersetzung nach Rolf Juffernbruch
Und du hast immer noch Lust? Dann freuen wir uns sehr darauf, mit dir bald eine Partie zu spielen!
Asark
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Re: Erste Schritte bei Diplomacy

Post by Asark »

Das von Allen B. Calhamer entwickelte strategische Brettspielt, wurde bereits im Jahre 1959 im Verlag Avalon Hill veröffentlicht und erfreut sich seitdem weltweit großer Beliebtheit.

Image
Die Spielkarte von Diplomacy

Die Karte dient Diplomacy als Spielbrett. Das Spielfeld ist in mehrere Felder unterteilt. Zum Teil werden Länder, zum Teil Städte als Feldbezeichnung herangezogen. Als Basis dient die historische Karte Europas um 1900, die aber für die Spielbarkeit an der einen oder andere Stelle angepasst wurde.
Die sieben Spieler repräsentieren die Großmächte um 1900, nämlich England, Frankreich, das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Italien, Russland und das Osmanische Reich. Die Karte zeigt, dass zwei verschiedene Einheitstypen den Spielern zur Verfügung stehen: Armeen und Flotten.

Logischerweise können Armeen sich nur auf Landfeldern und Flotten im Gewässer bzw. auf Küstenfeldern bewegen.

Jeder Spieler besitzt am Anfang drei Einheiten. Russland stellt eine Ausnahme dar und beginnt mit zwei Flotten und zwei Armeen. Die Landfelder unterteilen sich in Felder mit Versorgungszentren (im Weiteren: VZ) und solche ohne. Die VZ werden mit einem Kreis in dem jeweiligen Land dargestellt. Die Starteinheiten befinden sich alle in einem der insgesamt 34 VZ. Dies Startfelder sind auch in der eigenen Spielfarbe markiert. (Die Startpositionen nennt man auch Heimat-VZ) Die ocker hinterlegten Felder können auch VZ haben, sind vorerst aber neutral und können im Laufe des Spieles von den Spielern besetzt werden.
Ziel von Diplomacy ist es 18 VZ alleine zu besitzen.
Die Regeln des Spieles sind eigentlich recht einfach, lediglich die Spielstrategie erfordert eine gewisse Übung. Im Folgenden sollen die Grundregeln von Diplomacy erklärt werden.
Asark
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Re: Erste Schritte bei Diplomacy

Post by Asark »

Das Spiel unterteilt sich in fünf Phasen.
  • Frühlingszüge
  • Rückzüge
  • Herbstzüge
  • Rückzüge
  • Aufbauten bzw. Abbauten
Die Spielzüge werden in allen Phasen je nach Spielplattform notiert und von den Spielern gleichzeitig und verdeckt abgegeben. Hiernach erfolgt eine Auswertung.
Alle Armeen können im Frühlings- bzw. Herbstzug auf ein benachbartes Feld ziehen, stehen bleiben oder einen Zug einer anderen Einheit unterstützen. Flotten können neben den eben erwähnten Zugmöglichkeiten zusätzlich eine Armee über ein Wasserfeld in eine benachbarte Küstenregion übersetzen. Für jede Einheit darf nur ein Zug abgegeben werden. Da in jedem Fall in einem Spielfeld nur eine Einheit stehen darf, kommt es manchmal nach der Zugphase zu einem Rückzug. Die geschlagene Einheit hat nun die Möglichkeit sich in ein freies benachbartes Feld zurückzuziehen. In der Phase 5 kommt es zu Auf- bzw. Abbauten. Nach den Herbstzügen wird nun geprüft, ob ein Spieler neue VZ besetzt oder vorhandene verloren hat. Die Anzahl der VZ bestimmt wie viele Einheiten der Spieler auf dem Brett haben darf. Die neu erworbenen VZ werden in der eigenen Spielfarbe markiert und bleiben im Besitz des Spielers bis ein anderer Spieler im Herbstzug erfolgreich diesen VZ besetzt. Falls ein Spieler in der Phase 5 mehr VZ besitzt als Einheiten, darf er in seinen Heimat VZ und nur in diesen, jeweils eine Armee oder eine Flotte aufbauen. Flotten dürfen natürlich nur in Küsten-VZ gebaut werden. Hat der Spieler weniger VZ als Einheiten, muss er eine oder mehrer beliebige Einheiten entfernen.

Der Reiz von Diplomacy besteht eigentlich im Spielgeschehen vor den einzelnen Phasen. Den Spielern wird nämlich eine gewisse Zeit eingeräumt, um miteinander in Verhandlung zu treten. Die Spieler können dann in Gruppen oder unter vier Augen die Spielzüge absprechen und Strategien aushandeln, an die sich allerdings keiner der Spieler halten muss. Unfehlbare Menschenkenntnis, demagogisches Verhandlungsgeschick, eisenhartes Durchsetzungsvermögen und strategischer Spürsinn sind nun gefragt, um die anderen Spieler von der eigenen Taktik zu überzeugen und um sich letztendlich als diplomatisches Genie durchzusetzen. Kein Würfelglück, kein Zufallsereignis bestimmt den Verlauf des Spieles, es kommt einzig und allein auf die persönlichen Fähigkeiten der Spieler an.

Diplomacy hat für Anfänger zwei abschreckende Eigenschaften. Zum einen ist ein Spiel unter fünf Stunden am Brett nicht zu empfehlen und zum anderen benötigt man sieben Spieler, die diese Zeit aufbringen. Aus diesen Gründen und wegen der Tatsache, dass die Regeln nicht erfordern, dass die Spieler an einem Ort sind, haben sich in den 1970er und 1980er Jahren mehrere Spielgemeinden entwickelt, die das Spiel auf dem Postweg gespielt haben. Die Verhandlungen unter den Spielern wurden per Brief geführt, bevor sie die Spielzüge ebenfalls per Post an einen Spielleiter geschickt haben. Dieser hat die Auswertung dann wiederum an die einzelnen Spieler versandt. Die begeisterten Spieler haben somit auf sich genommen, dass eine Diplomacypartie teilweise über 12 Monate gedauert hat. Im Zeitalter des Internets konnte für diese Spielweise eine größere Community gewonnen werden.

Und wenn alles gut läuft, bist du auch bald Teil unserer Community!
Al Wulf
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Re: Erste Schritte bei Diplomacy

Post by Al Wulf »

Sehr schöner Einführungstext. :D
Bringt auch ein bisschen Leben in die Plattform.
Braunbär
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Re: Erste Schritte bei Diplomacy

Post by Braunbär »

http://www.christian-wolbert.de/brettsp ... dippy.html

Die Seite finde ich für den Anfang auch nicht schlecht, vor Allem die "strategischen Überlegungen" und die "taktische Bibliothek". Leider sind die "Eröffnungsanalysen" nur für England und Frankreich vorhanden aber insgesamt sollte es Einsteigern eine kleine Hilfe sein. Vor allem ist mal eine Seite auf Deutsch :)
Braunbär
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Re: Erste Schritte bei Diplomacy

Post by Braunbär »

Für alle, die die Seite noch nicht kennen oder mal wieder stöbern und Wissen auffrischen wollen, ist noch ein Link zum deutschen Diplomatic Pouch:

http://strategie.ludomaniac.de/index.htm

In dem Archivkästchen auf der rechten Seite findet man alles was das Diplomatenherz begehrt, von allgemeinen Tipps über länderspezifische Eröffnungsvarianten und Taktiken bis hin zu länderübergreifenden Bündnissen und Strategien.

Da sind auch viele interessante Berichte, Diskussionen und Theorien für erfahrene Spieler dabei. Und das Schönste dabei: die sind ins Deutsche übersetzt!! :mrgreen:

Grüße
Braunbär
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